Freiw. Feuerwehr Bissendorf

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11.07.2015 Zertrümmert und gerettet

+++ Technische Fortbildung der Einsatzkräfte, Sonderlagen und Grundlagen im Fokus +++

Die Zahl der Verkehrsunfallopfer im Jahr 2014 ist gestiegen. 3377 Menschen verloren Ihr Leben in 2014, 1,1 % mehr als im Vorjahr. Die Stützpunktfeuerwehr Bissendorf / Scherenbostel führt zur Unfallrettung jährliche Workshops durch, um die Einsatzkräfte auf kommende Einsatzituationen vorzubereiten.

So trafen sich die Einsatzkräfte, um in der 18.Auflage des Workshops neue Rettungstechniken kennenzulernen und das Handling mit den Rettungsgeräten zu verfeinern. Unter der Leitung von Holger Bauer wurden Inhalte und Techniken zusammengestellt und Ziele der Ausbildungsmaßnahme definiert.

Im ersten Ausbildungsabschnitt ging es um die Grundlagen der Unfallrettung, welche in der Standard - Einsatz- Regel (SER) für die Stützpunktfeuerwehr Bissendorf erfasst ist. Fahrzeug Erkundung nach 4- Phasen Modell, Fahrzeugstabilisierung, parallel dazu Aufbau und Füllung der Geräte- und Sanitätsablage. Zur Sicherung der einsatzstelle mindestens ein zweiteiliger Löschangriff mit Wasser und Pulver, sowie ausreichend Abstütz- und Sicherungsmaterial.

Komplette Seitenraumöffnung

Die medizinischen Kenntnisse bei Verkehrsunfall werden zunehmend wichtiger, wurden aber bei diesem Workshop in den Hintergrund geschoben. Die technische Rettung stand hauptsächlich im Vordergrund - den Einsatzkräfte sollten die Chance bekommen maximal praktisch zu handeln.

Das erste Übungsfahrzeug wurde mit Keilen gegen wegrollen gesichert und folgend 4 Punkt unterbaut. Unter A- und B Säule wurde das Fahrzeug mit Holz und Holzkeilen unterfüttert. Parallel wurden die Schnittmarkierungen abgebracht, um den Geräteführer den Schnittverlauf anzuzeigen.

Die Markierungsarten von Schnittverlaufen können in mehreren Arten vorgenommen werden. Ob das anzeichnen mit Wachstiften (rot / gelb), das aufsprühen der Schnittverläufe mit Sprühfarbe aus Dose, das ankratzen der Verläufe mittels Schraubendreher oder das einfache anzeigen mittels Hand - alles kann dem Geräteführer dazu dienen das Schneidgerät optimal im 90 Grad Winkel anzusetzen.

Bei dem vorliegenden zerstörten Fahrzeug wurden zunächst die Heckklappe und Türen entnommen, um einen Erstzugang zum Patienten zu ermöglichen. Rettungsdienstpersonal und Notarzt brauchen sehr zeitnah einen Zugang zum Patienten, um die medizinische Erstversorgung durchzuführen. Der Zugang ist technisch zu schaffen - der Zugang zum Patienten dem Rettungsdienst zu gewähren. Der Leiter der technischen Rettung muss sich dabei sehr detailliert mit dem Leiter der medizinischen Rettung absprechen - sukzessive, nacheinander folgende Maßnahmen sind zu planen und abzusprechen.

Seitenlage, Türentfernung

Am Fahrzeug wurde folgend eine Fußraumöffnung durchgeführt, um an die eingeklemmten Beine zu gelangen. Die axiale Rettung nach Verletzungsmuster konnte dann mittels Spineboard durchgeführt werden, indem eine Dritte Tür hinter dem Fahrerbereich eingerichtet wurde. Hierzu wurde die B-Säule oberhalb mit V-Schnitt abgetrennt, das Seitenteil im Bodenbereich mit Spreizer gestaucht und das Seitenteil mit Muskelkraft heruntergeklappt. Eine ausreichend große Rettungsöffnung entstand, um den Patienten zu retten.

Das Fahrzeug wurde weiter verwertet: Um das sägen der Verbundsicherheitsglasscheibe (VSG) zu umgehen, wurde entschieden das Dach nach vorne abzuklappen. Dachholme mit dem Schneidgerät von hinter her abgeschnitten, Entlastungsschnitte an der A-Säule und schon wurde das Dach nach vorne weggeklappt - kurz mittel Seilratschen befestigt und gesichert - alles schön.

Eine Aufgabe bei einem weiteren Fahrzeug war mittels Teleskop Rettungszylinder den Dachbereich nach Fahrzeug Überschlag wieder in die Ursprungssituation zurück zu versetzen. Mit Hilfe von Rüstholz und der Positionierung der Rettungszylinders auf dem Mitteltunnel (als Widerlager) kein Problem. Es entstand so viel Raum für eine Versorgungsöffnung, dass diese auch gleich als Rettungsöffnung fungierte.

hydraulisches Schneidgerät

Neue Lage: Ein Fahrzeug in Seitenlage war mit der Fahrerseite gegen einen Baum geprallt und anschließend im Dachbereich stark eingedrückt worden. Die Intrusion war so stark, dass an den Fahrer keinerlei normales herankommen möglich war. Das Fahrzeug wurde mit Steckleiterteilen stabilisiert, die Frontschutzscheibe (VSG) wurde mittels Glasmaster entnommen, die Schnittmarkierung zum entfernen des Daches angezeichnet.

Im Verlauf wurden beide A-Holme, beide B-Säulen des eingedrückten Daches getrennt und das Dach nach hinten umgeklappt. Der Erstzugang zum Fahrer war geschaffen. Um die eingeklemmten Beine zu befreien wurde die obenliegende Fahrertür entnommen und ein Fußfenster durch das Bodenblech geschaffen. Dazu eignete sich besonders der Blechschneider. Mit der Spitze ein Loch in das Blech geschlagen und mit dem Dosenöffner das Blech weiter aufgerissen, fertig war der Durchgriff zu den Pedalen.

Mit der neu beschafften Säbelsäge als Rettungsmittel wurde vor und hinter dem Fahrersitz am Bodenblech ein senkrechter Schnitt durchgeführt, sodass der Fahrersitz (bei der Seitenlage des Fahrzeugs) zum Bodenblech hin rausgedrückt werden konnte. So war der Fahrersitz Richtung Bodenblech umbiegbar.

2015: Workshop Unfallrettung

Bei sommerlich warmen Temperaturen unterbrach Holger Bauer immer wieder die eingeleiteten technischen Rettungsmaßnahmen, um Erläuterungen und Tipps zum Vorgehen zu geben. Dabei immer die technische Rettung im Fokus, genauso wie der Überlebensraum der eingeklemmten Patienten.

Das Resümee des Workshops zeigte, dass die vorangegangenen Ausbildungsmaßnahmen der lezten Jahre jetzt Früchte tragen. Die technischen Maßnahmen sitzen, das Handling der hydr. Rettungsgeräte ist sicher und jederzeit verletzungsmusterangepasst. Das neue Rettungsmittel Säbelsäge hat voll und ganz überzeugt - die Einsatzmöglichkeiten wurden allen Teilnehmern vermittelt. Nach 2,5 Stunden fachlicher, praktischer Ausbildung wurde die Ausbildungseinheit beendet.

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