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28.01.2010 Moment mal …

+++ 10 Jahre Notfallseelsorge Wedemark, Frank Waterstraat zu Gast +++

Mehr als 250 Mitarbeiter und Ehrenamtliche von Rettungsdiensten, Feuerwehr und Polizei nahmen am Donnerstag Abend in der St. Martini Kirche die Gelegenheit war, den Niedersächsischen Beauftragten zum Thema Notfallseelsorge zu hören. In einem Vortrag in der Brelinger Kirche erfuhren die Einsatzkräfte interessante Sachverhalte um psychosoziale und notfallseelsorgerische Themen.

Die Kirche in Brelingen war auf den Bänken sehr gut gefüllt. Auf Einladung des Gemeindebrandmeisters Michael Hahn war Frank Waterstraat in die Wedemark gekommen, um unter dem Motto: "Notfallseelsorge kennenlernen und einsetzen" einen spannend inszinierten Vortrag zu halten. Die einführenden Worte zum Vortrag hielt der Hausherr, Pastor Kurmeier. Er begrüßte alle Anwesenden herzlich in der Brelinger Kirchengemeinde und verkündete die Tageslosung.

Vortrag Notfallseelsorge

Michael Hahn leitete den Blick auf 10 Jahre Notfallseelsorge in der Gemeinde Wedemark. Die gute und stetige Zusammenarbeit mit den Pastoren der Kirchengemeinden habe sich bewährt und soll in Zukunft weitergeführt werden. In der hergerichteten Brelingen Kirche wurde ein Overheadprojektor aufgestellt und eine Leinwand geschaffen. Zunächst gab es eine kurze Einführung in die Lehr- und Informationsmittel zur Thematik Notfallseelsorge. Dabei wurde Informationsmaterial erwähnt welches sicher interessant zu lesen wäre…

Pastor Waterstraat verwies bei der Notfallssselsorge in seinen einführenden Worten zunächst auf die "Lage und den Fortgang eines Vorfalls". Eigene und fremde gemachte Erfahrungen spielen dabei eine nicht unwesentliche Rolle. Plötzlich auftretende Not könne man (auch vor Ort) unterschiedlich analysieren. Physikalisch, mathematisch, chemisch oder juristisch könne man eine Analyse angehen - alles würde den Gesichtpunkten der Psychologie entsprechen. Das analysieren verschiedener Stressoren werde dabei ersichtlich. Starke Eindrücke und deren Auswirkung, welche durch die wissenschaftliche Psychotraumatologie erfasst werden, können belegt werden

Die Prävention auf möglich belastenden Ereignisse und das vorbereiten junger Kameraden mit extremen Lagen nannte Waterstraat verantwortungslos. Die psychologischen Belastungen im Feuerwehreinsatz seien groß und der Umgang mit betroffenen Kindern oder Angehörigen sei schwer zu verarbeiten. Dazu gäbe es bundesweit Negativbeispiele.

Frank Waterstraat

Als Angebot nach belastenden Einsätzen bietet die Notfallseelsorge geregelte Einsatznachbesprechungen. Dabei werden betroffene Einsatzkräfte in einem Raum zusammengeführt, um über das erlebte zu Reden. Die Feuerwehrleute, Polizisten oder Rettungsdienstmitarbeiter sollen dabei gemeinsam mit dem Pastor, Zitat Waterstraat:" Die Sache …Vor Gott bringen". Für Helfer und Betroffene sei dies ein guter Weg um völlig unabhängig über die erlebten und gesehenen Vorfälle zu reden. Dabei werde nicht nur optisches Verarbeitet. Auch Gerüche, Orte oder Geräusche können ein Flash Back auslösen.

Beim "Flash Back" werden die inneren Vorstellungen der Betroffenen größer als die äußeren Einflüsse und die betroffenen Menschen reagieren unter Umständen irrational. Sie agieren dann etwas unvorhergesehen oder machen etwas unerwartetes. Auch Bilder können in der Wiedererinnerung vorkommen.

Neben dem Vergleich der Feuerwehrleute mit der Geschichte des barmherzigen Samariters (aus der Bibel), erwähnte Waterstraat, das es ein zeichen professioneller ehrenamtlicher Arbeit ist, wenn man eben nicht nur Schäden am Körper behandle, sondern auch seelische Schäden. Das "…sich melden…" wenn ein seelischer Schaden sich andeute, sei eine Selbstverständlichkeit. Der subjektive Eindruck jedes einzelnen Helfers zähle hierbei, so Waterstraats Aussage. Wenn sich ein "Schatten über die Seele legt" und "Einen der Vorfall angefasst habe..." sei eine seelische Verletzung höchstwahrscheinlich. Die FUK würde bei solchen Fällen Hilfe anbieten und diese auch finanziell bereitstellen.

Übergabe Präsent

Zu schwer belastenden Einsätzen werden die Feuerwehren gerufen, da die Bevölkerung weiß: Dort wird sofort (mit den Händen) geholfen und nicht lange diskutiert. Die eingesetzten Kräfte müssen lernen mit unvorbereiteten Konfrontationen umzugehen. Neben des Stressfaktoren seien eigene Ängste ebenfalls zu berücksichtigen. Der Retter als Opfer seiner aktuellen Situation sei auch schon in der Ausbildung zu berücksichtigen. Die eigene Sensibilisierung für die Selbstgefahr sollte stärker ausgeprägt sein. Eine weitere wichtige Erkenntnis ist, dass Stressreaktionen völlig normal sind. Stress sei eine völlig normale Reaktion auf ein unnormales Ereignis. Die Stressreaktionen gehen, in einem überschaubaren Zeitraum, von alleine weg ! Bei der posttraumatischen Belastungsstörung hingegen handelt es sich um einer Krankheit. Es könne jeden Helfer treffen, so die Botschaft der Veranstaltung. Die Störung sei nicht Vorhersagbar, hänge aber von der Konstruktion des eingetretenen Ereignisses ab.

Schutzfaktoren gegen eine posttraumatische Belastungsstörung können eine stabile soziale Einbettung in einem stabilen sozialen System (Familie) sein, oder klar zu wissen was auf einen zukommt. Weiterer wichtiger Indikator ist, dass die Einzelperson schon vorherige Belastungen gut verarbeitet hat, u.U. aus früheren Ereignissen. Auch körperliche Fitness sei ein Inidaktor die Belastungsstörung zu vermeiden.

Tod, Konfrontation und Ohnmacht zu erkennen und sich selbst - und den Nebenmann (Frau) im Blick haben - sei im Einsatz sehr wichtig. Man könne nicht alles auf die Führungskräfte abwälzen, diese seien auch nur Menschen. Leitsymptome für die posttraumatische Belastungsstörung sind: Wieder-, oder Nachhallerinnerungen (Flash Back), Vermeidungsverhalten oder ständig erhöhte Erregung ! Die gemachten Erfahrungen der Retter würden sich dabei ins unendliche verselbstständigen - ein Strang aus dem u.U. nur noch mit externer Hilfe zu entkommen sein.

F.Waterstraat

Hilfe bei erkannten Problemen stellen reflektierte Erfahrungen oder das erleben von Gemeinschaft dar. Hier werden Perspektiven aufgezeigt und die geschützte Gesprächssituation führt zur Entlastung. Auch in Einzelgesprächen kann Hilfe in Gesprächen mit Psychologen angeraten werden.

Nach 1,5 Stunden wurde die Veranstaltung von Pastor Kurmeier beendet. Dank von Michael Hahn ging an Frank Waterstraat, welcher nach dem Vortrag noch ein Präsent in Empfang nahm. Die Kollekte des Abends ging an die Notfallseelsorge der Region Hannover, zur weiteren Umsetzung der Hilfe.

Mit einem gemeinschaftlichen Vater Unser endete der Vortragsabend. In anschließenden Gesprächen im Pfarrhaus konnten bestehende Kontakte gepflegt werden und die Lehren des Abends diskutiert werden.

© Bild,Text: Fachautor Holger Bauer